#76 - Vom Wynn(de) verweht ...
Der HH CATAMARAN 44 Baunummer #003 ist tip-top in Ordnung.
Vielleicht haben Sie in den vergangenen Monaten den Trubel um „The Wynns“ mitbekommen: Ein sympathisches Influencer-Pärchen, das mit einem HH 44 auf der "ganz großen Reise" zu den pazifischen Traumzielen war. So zumindest war es angekündigt. Ein tolles Setting für alle Beteiligten: HH CATAMARANS hat die große Runde der beiden Influencer mit einem deutlich kaufpreisreduzierten Katamaran erst möglich gemacht. So weit, so gut.

Traum-Boot!
YouTube – und noch dazu mit einem solch ansehnlichen Paar – schien eine tolle Quelle für super Content zu sein, der die Katamarane in genau ihrem Element zeigen sollte: Auf Weltreise zu den schönsten Revieren der Welt. Und die Beiden haben auch wirklich fleißig gefilmt, geschnitten und gepostet. Abgesehen davon, dass es nur etwa 1.500 sm wurden, stellte sich leider im Laufe der Zeit immer mehr heraus, dass diese Show am Ende eher zu einer Albtraum-Reise werden würde. Und zwar für die Werft.
Mehr Katastrophe. Mehr Klicks
Schon nach den ersten schönen Episoden änderte sich der „Ton“ in den Videos. Die beiden Segler berichteten nun von Ausfällen, kleinen und größeren Malheuren. Als erfahrene Skipper wissen Sie es genau: Jede neue, werftfrisch ausgelieferte Yacht hat die einen oder anderen Kinderkrankheiten. Jede. Dinge, die sowohl Werft wie auch wir Händler bei den Kommissionierungs-Arbeiten einfach nicht finden. Nicht finden können – denn viele Sachen kommen erst im Laufe der Zeit, beim ersten echten Sturm oder langer Liegezeit im Wasser, zutage. Wichtig ist dann, wie schnell und kompetent man reagiert. Doch dazu muss man erstmal reagieren können.

Der HH 44 #003 auf ganz großer Fahrt
Im Falle der YouTuber hat man sich allerdings nicht für den – angebrachten – Dialog mit der Werft, sondern für ein allzu genüssliches Inszenieren von Drama, zum Schwelgen in persönlicher Enttäuschung und oftmals emotional doch sehr überzeichneter Reaktion entschieden. Sicher, natürlich sind Defekte und Fehler nervig und können ganz gehörig auf die Nerven gehen: Aber Tränen vor der Kamera für mehr Klicks? Fakt ist: Das Paar segelte rund 1.500 Seemeilen mit dem Kat und es wurde immer „schlimmer“: Bis es langsam durch immer schwerwiegendere Vorwürfe unerträglich wurde. Denn der Katamaran würde durch galvanische Korrosion „wegrosten“ …
Die Schattenseiten von Segel-Influencern
Ich bin mir nicht sicher, was die Zukunft bringen wird, eines aber ist klar: Die Wynns haben mit ihrem Verhalten der Zunft der „Digitalnomaden“ und YouTube-Segel-Influencer keinen Gefallen getan. Denn nachdem nun als Reaktion hunderte Sofa-Kapitäne daheim auf dem HH-Bashing-Zug aufgesprungen waren und die Anschuldigungen ohne Sach- und Fachkenntnis multipliziert hatten, musste die Werft reagieren. Und tat es auch: "Wir haben den Kat kurzerhand einfach zurückgekauft und in die HH-Werft nach Cebu gebracht", bestätigte Seth Hynes von HH Catamarans.

Bei HH CATAMARANS in Cebu
Hier wurde das Boot dann durch Werft-Fachleute und auch unabhängige Experten auf dem Gebiet der Boots-Begutachtung und Korrosion durchgecheckt. Von Topp bis Kiel, von Bugspriet bis Badeplattform. Spoiler: Die Yacht hatte niemals galvanische Korrosion. Die Mär von den „stray currents“ war erfunden! Und dann eben aufgebauscht, um Klicks zu generieren. Die Dinge, die man uns in den Videos eingehend gezeigt und verbrämt hatte, lassen sich – um es verkürzt zu sagen – auf zwei Fakten reduzieren. Erstens: Eine Yacht, noch dazu über so viele Meilen und Jahre hart offshore gesegelt, ist halt einem gewissen Verschleiß ausgesetzt. Und zweitens: Man putzt Metall nicht mit Aceton!
Simon Pickering, Schiffs- und Yachtgutachter, erklärt, was los ist
HH CATAMARANS heuerte einen der im pazifischen Raum bekanntesten und erfahrensten Schiffsgutachter an, den Australier Simon Pickering. Dieser Mann hat hunderte Schiffe, von privaten Yachten über Frachtschiffe bis hin zu Marine-Fahrzeugen betreut und begutachtet. Wenn Sie alle Details wissen wollen, schauen Sie sich bitte dieses Video an, in welchem Simon und Seth Heynes, Präsident von HH CATAMARANS, an Bord der HH 44 #003 sitzen und die Sache besprechen: Klicken Sie hier. Die wichtigsten Dinge aus dem Interview haben wir hier für Sie zusammen getragen.

Simon Pickering (links) über die Vorwürfe
Simon hat sich über ein Jahr lang mit dem Boot beschäftigt und dabei zwei Gutachten angefertigt. Er hat an Bord der Yacht weder an Deck noch unter Deck irgend ein Anzeichen für Kriechströme oder galvanische Korrosion gefunden. Alles, was er gesehen hat, waren ganz normale Abnutzungs-Erscheinungen an Bauteilen, die bei seegehenden Yachten im immer feuchten, salzhaltigen und extrem UV-belasteten Milieu eines südlichen Ozeans nun einmal auftreten. Nicht vernünftig gereinigt und regelmäßig gepflegt, fängt halt auch V4A-Stahl an, Flugrost anzusetzen …

Galvanische Korrosion? Falsche/keine Pflege!
Auch bei der Begutachtung der Schiffsunterseite ist nichts aufgefallen: Sowohl die Opfer-Anoden wie auch die Kupfer-Platten (zur Erdung der Yacht) zeigten keinerlei Korrosions-Schäden auf! Am Rumpf sind keinerlei Blasen zu sehen, weder in den Carbon-Teilen noch im GfK-Gelege. Klar, das Antifouling ist eben schon etwas abgenutzt und selbstverständlich kann eine Yacht nach einem Hochsee-Trip, wie ihn die Wynns durchgeführt haben, nicht mehr „wie neu“ aussehen! Vor allem, wenn weniger gesegelt und mehr in Marinas gelegen wurde. Angesichts dessen, was das Boot mitgemacht hat, fand Simon Pickering den HH 44 sogar in einem erstaunlich gutem Zustand! Also …
Alles nur Show?!
Das müssen Sie beurteilen, aber meine persönliche Meinung steht hier fest! Natürlich sind Video-Titel wie „Ich kann nicht mehr – segeln macht krank!“ oder „Garantie-Fail! Unser Boot muss in die Werft!“ oder „Noch mehr Verzögerung! Da ist ein Leck!“ weitaus aufmerksamkeitsstärker, als solche, die nicht aus Katastrophen bestehen. Dass man mit Meckern und Scheitern anscheinend eine Vielzahl mehr an Klicks generiert, ist auch nichts neues. Und wovon leben YouTuber? Von Klicks! Gut ist, dass die schlimmsten dieser Videos nicht mehr online sind – denn wer keine Ahnung von Technik haben, sollte nicht den Korrosions-Experten raushängen lassen. Meine Meinung. Was sagt Simon noch?

Sieht top aus, oder?
Wenn es an Bord einer Yacht Probleme mit Kriechströmen, galvanischer Korrosion oder Fehlströmen gäbe, dann bekommen das eigentlich immer die Propeller als erstes ab. An den Schiffsschrauben zeigt sich meist schon lange bevor die Zink-Anoden anfangen zu bröseln, dass etwas nicht stimmt. Bei HH 44 #003? „Wie neu“, bestätigt das Gutachten. War da nicht noch etwas mit der Ankerkette und dem Anker? Ja, auch hier wurde die Panik mit „stray currents“ hochgeschraubt. Am Ende entdeckt Simon Pickering vier unsaubere Schweißnähte an den Gliedern.

Korrosion? Fehlerhafte Schweißnaht!
Das ist beunruhigend, keine Frage! Gerade bei einer Ankerkette muss man sich auf die Haltekraft verlassen können, denn sie ist sprichwörtlich nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wohl aber ist das ein Herstellerfehler des Ketten-Produzenten und hat nichts mit HH CATAMARANS zu tun! Austauschen, fertig. Das wäre der Weg gewesen. So ein Video guckt dann halt nur keiner … Auch am Anker zeigten sich komische „Regenbogen“-Verfärbungen, die auch an verschiedenen anderen VA-Teilen der Decksausrüstung auftraten. „Korrosion! Hilfe! Das Boot rostet und weg!!!“

Nicht mit Aceton reinigen!
Simon kennt diese Verfärbungen: Hier wurde ganz einfach wahrscheinlich mit Aceton geputzt. Geht schön schnell, macht alles (anfangs) einfacher sauber. Nur schadet das aggressive Aceton halt auch der Oberflächen-Behandlung der Stahlteile. Auch ich weise meine Kunden immer darauf hin, nur Reinigungsmittel für ihre Yachten zu nutzen, die auch zugelassen sind! Vertrauen Sie nicht auf „Hausmittel“ oder den Schlangenöl-Verkäufern mit ihren Zaubermittelchen …
Werft-Refit, einige Upgrades und ein attraktiver Preis: HH 44 #003 ist zu haben
Musste nun alles ausgetauscht werden? Nein. Die Werft hat die Yacht, nachdem diese komplett ausgeräumt worden ist, von der Bilge bis zum Dach tiefengereinigt und alle Teile, die angegriffen oder sich nicht mehr haben reinigen lassen, ausgetauscht. Den Anker konnte man übrigens vom Regenbogen-Look wieder befreien… Das Boot wurde einem kompletten Werft-Refit unterzogen und mit einigen interessanten Upgrades ausgestattet.

Testfahrt nach Refit im Hafen von Cebu
Neu an Bord ist eine nagelneue Solar-Anlage sowie ein Update des elektrischen Systems. Das Gute an dem Skandal: Es wurden Wirbelströme an der kleinen Starterbatterie festgestellt, die man durch eine Veränderung der Kabel-Positionen (auch retro auf allen anderen HH 44) umgehen konnte. Alle Anoden sind erneuert und die kosmetischen Beeinträchtigungen der Yacht durch die Ersteigner fachmännisch beseitigt: Der Lack ist wieder wie neu und lupenrein. Ebenso ist das komplette SeaDeck ausgetauscht worden und alle Polster sowie Matratzen tiefengereinigt. Als ob die Wynns nie dagewesen wären …

Wie neu - haben Sie Interesse?
Wir bieten diese – ansonsten voll ausgestattete – Traumyacht zu einem absoluten Hammerpeis von 1.4 Mio US-Dollar ex VAT ab Cebu an. Das sind etwas mehr als 200.000 US-Dollar Rabatt, trotz aufwändigem Werft-Refit! Wenn Sie sich für dieses Boot interessieren, sende ich Ihnen gern die Ausstattungsliste zu. Gern organisieren wir Werft-Überführungen in etwas besser erreichbarere Auslieferungshäfen wie Singapur oder Hong Kong, oder auch den Transport in einen europäischen Auslieferungshafen Ihrer Wahl. Senden Sie mir bitte gern eine E-Mail.
HH CATAMARANS live erleben – in Cannes in 3 Wochen!
Nichts überstürzen! Sie können einen HH 44 live und in Farbe sehen. Und dazu müssten Sie nicht einmal nach Asien fliegen: Ein Kurztrip an die Cote d´Azur reicht. Denn vom 9. bis 14. September steigt wieder das Cannes Yachting Festival. Ich werde persönlich für Sie an Bord des dort ausgestellten HH 44 sein und freue mich, Sie kennenzulernen. Außerdem sind natürlich auch Werftvertreter anwesend, die alle Fragen zur #003 und generell unserem hohen Qualitätsanspruch in der Werft beantworten. Sehen wir uns an der Croisette?

Ich bin persönlich sehr froh, dass der unwürdige Tanz um die Wynns nun (für uns) ein Ende hat. Es bleibt abzuwarten, ob die Beiden durch eine andere Yachtmarke überhaupt noch unterstützt werden. Wichtig ist: Neue Yachten, vor allem die an der technologischen Spitze, sind sehr komplexe Geräte mit tausenden Teilen. Sie sind auf hoher See in einem Umfeld unterwegs, das es erbarmungslosen Tests unterzieht. Auch wenn die Werft gern selbst ein neues Produkt jahrelang testen möchte – das ist schlichtweg für keinen Anbieter auf dem Globus möglich. Daher ist es für Sie als Eigner wichtig, einen Partner an Ihrer Seite zu haben, der auf Ihr Feedback eingeht und Lösungen sucht. Und das, das macht man mit einem Anruf, eine Email oder einer Whatsapp. Und eigentlich eher nicht mit Katastrophen-Videos …
In diesem Sinne: Wir sehen uns an Bord des HH 44 in Cannes!