Die diesjährige Welthauptstadt der Architektur bietet kulturelle und kulinarische Genüsse
Keine andere europäische Metropole lässt sich so gut mit dem eigenen Boot ansteuern und erkunden wie Kopenhagen. Mit der eigenen Yacht liegt man mittendrin in der Stadt, die so viel zu bieten hat. Und die in diesem Jahr UNESCO-Welthauptstadt der Architektur ist.
Von unserem Liegeplatz beim Segelclub Lynetten in Margretheholm auf der Halbinsel Refshaleøen immer im Blick haben wir die vielleicht originellste Müllverwertungsanlage der Welt, auf deren geneigten Dach eine Ganzjahres-Skipiste angelegt wurde: „CopenHill“. Eine der vielen architektonischen Landmarken dieser Stadt, die ihr in diesem Jahr den Titel „Welthauptstadt der Architektur“ eingebracht hat. Das dazugehörige Programm umfasst mehr als 300 Veranstaltungen von 120 offiziellen Partnern. Im Mittelpunkt stehen die drei Weltkongresse des internationalen Architekturverbandes UIA im Juli. Neben den Veranstaltungen für ein Fachpublikum gibt es das ganze Jahr über spannende Events und Aktivitäten für BesucherInnen auf City-Trip. Zu den Highlights gehört auch die Ausstellung „Made in Denmark“ zur dänischen Architektur von den Wikingern bis heute im Danish Architecture Center.
Gegenüber von Refshaleøen liegt der traditionellste Yachthafen Kopenhagens, Langelinie Yachthavn, quasi bewacht von der Kleinen Meerjungfrau. Mit viel Glück kann man auch hier einen Liegeplatz ergattern und liegt dann, dank des Schwells der vorbeifahrenden Schiffe, etwas unruhig an Heckbojen, dafür in einem schönen kleinen Park. Natürlich gibt es noch viele andere Möglichkeiten, in Kopenhagen festzumachen. Keine andere europäische Hauptstadt ist so Boots- und überhaupt freundlich wie die dänische Hauptstadt. Das Wasser im Stadtzentrum ist sauber genug, um darin baden zu können, was viele Kopenhagener an heißen Sommertagen auch ausgiebig ausnutzen. Die Stadt ist auf dem besten Wege zur Klimaneutralität, dazu wirklich kosmopolitisch, voller Fahrräder, Boote und ganz bemerkenswerter, oft Weg weisender Architektur.
Die Hafenfront Kopenhagens ist exemplarisch für die Brillanz dänischer Architektur: Das Schauspielhaus, die Oper oder die Bibliothek, auch „Schwarzer Diamant“ genannt – sie alle sind Entwürfe berühmter dänischer Architekten aus den letzten Jahrzenten. Kopenhagen zeichnet sich darüber hinaus aber auch durch die besondere Mischung von alt und neu, das Nebeneinander von historisch und modern aus. Spannendes Kulturerbe steht neben nachhaltigen Entwürfen der Neuzeit, ehemalige Industrie-Areale verwandeln sich in trendige und lebenswerte Wohnviertel. Getreu dem Motto von Kopenhagens einflussreichstem Stadtplaner Jan Gehl – „Städte für Menschen“ – und mit Fokus auf der Lebensqualität der EinwohnerInnen wird dem Fahrrad dabei ein so hoher Stellenwert eingeräumt wie in kaum einer zweiten Stadt: Rund 1.440.000 km legen die KopenhagenerInnen täglich mit dem Rad zurück. Für die Verwandlung von industrieller Nutzung zur Architektur für den Menschen steht exemplarisch der Stadtteil Nordhavn – hier wird schon einmal ein altes Getreide-Silo zum Restaurant und das Dach eines Parkhauses zum Spielplatz.
An der Einfahrt zum Kanal von Christianshavn befindet sich eine Großbaustelle, wo moderne Wohnhäuser in Traumlage hochgezogen werden, die architektonisch an den Stil der umliegenden, historischen Lagerhäuser anknüpfen. Eine futuristisch anmutende Fußgänger- und Fahrradbrücke führt hinüber zum Nyhavn, mit stehendem Mast kommt man hier nicht weiter. Entweder findet man an Steuerbord, gleich vorne an der Einfahrt zum Nyhavn, einen (eher unruhigen aber besonders zentral gelegenen) Liegeplatz, oder man dreht nach Backbord ab und macht an der Pier vor der ebenfalls bemerkenswerte, dreiteiligen Fußgängerbrücke dort fest, bis diese öffnet und den Weg in den Christianshavnkanal hinein freigibt, hier können alle freien Liegeplätze genutzt werden.
Noch zentraler liegt man nur noch längsseits an der Pier vor dem Admiralen Hotel oder innen an der Kvæsthusbroen, von wo aus man das Geschehen in diesem zentralen Teil der Stadt besonders gut im Blick hat. Auf der Pier locken kleine al fresco Cafés, immer mal wieder gibt es hier auch größere oder kleinere Events – open air Theater und Konzerte oder auch schon mal ein fröhliches „Public Viewing“ bei fußballerischen Großereignissen.
Kopenhagen ist eine Wasser-Stadt und das meiste spielt sich demnach entlang des Hafens ab. Das kommt dem Besucher, der die Stadt auf eigenem Kiel ansteuert, natürlich sehr entgegen. Dennoch, zuweilen lohnt sich auch das Entdecken des „Hinterlands“. In diesem Fall ist dies natürlich die berühmte Einkaufsstraße Strøget, die am Kongens Nytorv nur wenige Schritte vom landseitigen Ende des Nyhavns beginnt, was also selbst für Seeleute noch Fußläufig machbar wäre. Noch mehr lohnt sich indes der ausgiebige Besuch der Torvehallerne, dem großen Markt dieser Stadt, die ja zurecht als die Food-Hauptstadt Europas gilt. Um zum Markt zu kommen, nimmt man sich eine Bahn oder Bus zum Nørreport Bahnhof.
In zwei gläsernen Hallen gibt es einfach alles, es ist das reinste Schlaraffenland. Frische Früchte und Gemüse, Fisch, Fleisch, Käse, Weine, Schokoladen, Gewürze und was man sonst zum Kochen benötigen würde, dazu findet man Stände für Blumen oder Kochbücher und auch einige der besten Restaurants der Stadt. Von französischem Wein und kleinen Gerichten über traditionell dänische Sandwiches bei „Hallernes Smørrebrød“, originalen spanischen Tapas und Pinchos, echt mexikanische Tacos, Pizza, Sushi, oder andere Snacks oder einfach nur Kaffee und dänischer Kuchen, es ist alles da. Zum Einkaufen oder nur Schlendern und Staunen, aber auch zum Frühstück, Lunch oder sogar Dinner ist dies der perfekte Ort. Denn was uns hier besonders auffiel, war die gelassene Freundlichkeit der Menschen. Aber so wird man wohl, sofern man entspannt und zufrieden ist.
Wer sich schon an den Gebrauch landseitiger Verkehrsmittel heran traut, kann mit seinem Schiff auch einen der drei größeren Yachthäfen im Norden der Stadt anlaufen – den Svanemøllehavn, Kalkbrænderihavn oder den Tuborg Havn, wo der vornehme KDY (Königlich Dänische Yachtclub) mit seinem futuristischen aber innen durchaus gemütlichen Clubhaus seine Heimat hat. Von hier aus ist es auch nicht so weit in das bunt gemischte Studentenviertel Nørrebro, etwas abseits der üblichen Touristenströme und vor allem interessant für sein vibrierendes Nachtleben sowie einige hervorragende Bars und solide Restaurants wie beispielsweise das französische Bistro „Silberbauers“ oder das wirklich italienische „Casamadre“, die noch dazu, zumindest gemessen an den sehr stolzen Kopenhagener Preisen, nicht zu teuer sind.