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#47 - Werftbesuch in Cherbourg

Strategisch gut gelegener Hafen

Die moderne Marina Port Chantereyne in Cherbourg ist strategisch so gut gelegen, dass eigentlich fast jede Yacht auf dem Weg aus der Nordsee durch den Englischen Kanal nach Westen, sowie natürlich umgekehrt, oder auch von England aus nach Süden über den Kanal, hier einläuft. Sie ist riesig, ebenso wie die gesamten Hafenanlagen von Cherbourg selbst. Dazu gehören neben ausgedehnten Häfen die zweitgrößte Reede der Welt, durch einen Kilometerlangen, künstlichen Damm geschützt. Die Bauarbeiten dazu begannen im Jahr 1783, kamen aber immer wieder zum Erliegen, bis Napoleon 1802 anordnete, den Bau der Anlagen wieder aufzunehmen. Der Hafen und die Reede waren in den Kriegen mit England von großer militärischer Bedeutung, außerdem wurde Cherbourg auch zu einem sicheren Hafen für Freibeuter. Wirklich abgeschlossen wurden die Arbeiten an den Befestigungen der Reede erst im Jahre 1922. Heute ist der Hafen von Cherbourg eine wichtige Marinebasis, sowie ein großer Fischerei- und Fährhafen. Auch der erwähnte riesige Yachthafen, mit allen für Yachten und deren Crews nötigen Einrichtungen, spielt für die Stadt eine wichtige Rolle.

 

Sicher auch durch diesen Hafen bedingt, ist Cherbourg ein bedeutendes industrielles Zentrum im Norden Frankreichs, mit Spezialbetrieben in den Bereichen Energie, Windkraft und Schiffbau. So ist es nicht besonders überraschend, hier eine kleine aber sehr feine und bedeutende Yachtwerft zu finden. Sie ist eine von mehreren Standorten der „Grand Large Groupe“, hier in Cherbourg werden die Langfahrtyachten der Marken Allures und Garcia ausgebaut und ausgeliefert.

 

Allures und Garcia Yachten aus Aluminium im Entstehen

Als wir auf unserer Reise von Flensburg aus in die Bretagne hier einliefen, war der Besuch dieser Werft ein ganz besonderes Erlebnis. Wir konnten mehrere Allures und Garcia Yachten in unterschiedlichen Stadien des Ausbaus sehen, sowie eine Allures 51.9 im Wasser, während der Testphase unmittelbar vor der Auslieferung an den Kunden. Dazu erklärte uns Jérôme Guillou, Marketing- und Kommunikationsmanager von Allures und Garcia, alles über diese Yachten, deren Entstehung und die Geschichte der Grand Large Gruppe, zu der beide gehören.

Die Geschichte beginnt im Jahre 2003, als die beiden Studienfreunde und Ingenieure Stephan Constance und Xavier Desmarest die erste Allures-Yacht konzipierten und die Werft gründeten. Es war ihre eigene Traumyacht zum Blauwassersegeln, entstanden aus ihren ganz eigenen Ideen zum Thema. Gemeinsam mit dem Yachtkonstrukteur Olivier Racoupeau (Berret-Racoupeau Yacht Design) haben sie das Konzept einer Langfahrtyacht komplett neu definiert. Aluminiumrümpfe für Robustheit und Sicherheit, ein Integralkiel für variablen Tiefgang und die Möglichkeit des Trockenfallens, kombiniert mit einem Kunststoffdeck für eine elegantere Optik. Das Konzept kam gut an und damit war Allures erst der Beginn dessen, aus dem bald die Grand Large Group wurde – die erste von heute insgesamt sechs Marken: Allures Yachting, Outremer und Gunboat Katamarane, Garcia Yachts, RM Yachts und ORC. Hinzu kommen zwei Dienstleistungsfirmen und seit erst zwei Monaten eine weitere kleine, auf hochwertigen Aluminumbau spezialisierte Werft bei Caen in der Normandie.

 

Herausforderung Aluminium

Der Bau von Aluminiumyachten ist technisch aufwändig und erfordert neben der entsprechenden Expertise vor allem auch Zeit und Raum. Heute werden die Rümpfe aus hochwertigem Aluminium an verschiedenen Standorten der Gruppe hergestellt. Von Beginn an war es die Suche nach weiteren, geeigneten Betrieben für den Bau der Alurümpfe, der die rasche Expansion mit vorangetrieben hat.

 

Zum Beispiel durch den Ankauf von Garcia. Einst von zwei portugiesischen Brüdern in der Normandie als Aluminiumbetrieb zur Herstellung landwirtschaftlicher Gerätschaften gegründet, hatte man sich dort in den 1980er Jahren auf den Bau hochwertiger Einzelyachten spezialisiert. 2010 kauften die beiden Allures-Gründer den Betrieb, weil sie dringend weitere Kapazitäten für den Bau ihrer Allures Yachten benötigten. Erst danach überlegten sie, was sie eigentlich aus der Marke Garcia machen sollten. Und zwar gemeinsam mit Jimmy Cornell, der auf die beiden aufmerksam geworden war und eine ganz spezielle Aluminiumyacht zum Durchsegeln der Nordwestpassage suchte. Aus den gemeinsam mit Jimmy entwickelten Ideen entstand die erste Garcia Exploration Yacht – der Beginn einer unverwechselbaren, einmaligen Art von Langfahrtyachten und einer weiteren Erfolgsgeschichte.

 

Input von Blauwassersegler:innen

Aber nicht nur Jimmy Cornell lieferte wertvollen Input, es sind auch einige andere berühmte Segler, die sich für Allures, Garcia und Outremer engagieren. Darunter Pete Goss, Loick Peyron oder auch Roland Jourdain. Vor allem aber sind es auch alle anderen Eignerinnen von den unterschiedlichen Yachten der Grand Large Gruppe, die immer wieder ihre Erfahrungen und Wünsche einbringen.

 

Auch dazu unterhält die Gruppe fast von Anbeginn ein umfangreiches Programm, um mit den Kundinnen im Gespräch zu bleiben. Das Angebot reicht von Seminaren und Kursen zu allen Themen rund um die Planung und Durchführung von langen Segelreisen oder der Weltumsegelung bis hin zu organisierten Rallys. In Lorient bietet die zur Gruppe gehörende Firma IFT ein technisches Training für Segelde an, wie man sein Schiff unterhält und wartet und repariert. Das Angebot ist offen für alle, aber als Grand Large Kunde ist man automatisch dabei. Andere Seminare werden in einem angenehmen Rahmen gestaltet, etwa drei Tage lang auf einer kleinen Insel bei Cherbourg, wo Kunden von Allures und Garcia zur Vorbereitung auf ihr persönliches Langtörn-Projekt mit Experten über Törnplanung, Technik, Meteorologie und viele andere Themen diskutieren. Wobei natürlich auch gleich Freundschaften entstehen.  

 

Grand Large Weltrally

Die erste Rally der Gruppe startete vor drei Jahren von Seville aus um die Welt, mit Yachten von Allures, Garcia, Outremer und einer RM. Es gab eine tropische Route und eine südliche um Kap Horn, die hat nur die Crew einer einzigen Yacht gewählt – der RM! In der Vorbereitung ist auch eine einjährige europäische Rally mit sehr reizvoller Route, die über die Atlantischen Inseln nach Nordeuropa führt. Die Rally rund um die Welt wurde vor einem Monat in den Azoren beendet. Dort haben Mitarbeiter von Grand Large mit den Teilnehmenden intensiv über deren Erfahrungen, Ideen und Vorschläge gesprochen. Die nächste Rally dieser Art startet Ende 2025.

 

Dieser Artikel ist auch im Magazin WAVE in der Schweiz erschienen. 

 

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