Blogempfehlung SY Samai
„Wenn wir es wirklich wollen, dann können wir das auch schaffen!“
Es begann mit einem Kojencharter-Törn in die Antarktis, den Michael Gramse, damals IT-Manager, heute freiberuflicher IT-Berater, im Frühjahr 2008 unternahm. Sein Sohn Samuel war einige Monate zuvor geboren worden, es schien in jeder Hinsicht also eine Zeit der Veränderung. Gramse, dessen Segelerfahrung sich bis dahin gerade mal auf die Teilnahme einer Segel-AG in der Schule beschränkt hatte, war plötzlich vom Segelvirus befallen. Und seine Frau, damals Ärztin bei der Bundeswehr, wollte nach dem absehbaren und festgelegten Dienstzeitende gerne eine Auszeit nehmen. Auf einem Wochenendtrip nach Kopenhagen kam die Idee: Warum nicht unter Segel? Was sich zunächst als verrückt anfühlte, nahm bald konkrete Formen an: „Wenn wir es wirklich wollen, dann können wir das schaffen und um die Welt segeln!“
Und es sollte nicht „nur“ um die Welt sein, sondern mit außergewöhnlichen Zielen abseits der gängigen Routen. Vor allem wieder zurück in die Antarktis, diesmal mit Familie und eigenem Schiff! So viel sei hier vorweg verraten: Die Antarktis-Tour war ein grandioser Erfolg und sicherlich einer der Höhepunkte ihrer bisherigen, noch andauernden Reise. Aber der Reihe nach.
Ein mutiger Entschluss und ein ambitioniertes Vorhaben für eine Familie ohne bisherige Segelerfahrung. Aber die Eltern arbeiteten zielstrebig darauf hin. Michael Gramse beschreibt das so: „Ich habe den ersten Segelschein gemacht, auf diversen Kojenchartertörns (Irische See, Englischer Kanal, Skagerrak, Portugal – Kanaren und so weiter) erst als blutiger Anhänger, später als Wachführer oder Co-Skipper viel in der Praxis gelernt und die Theorie dann weiter bis zum SHS gemacht. Meine Frau lernte bis zum SKS, wir haben selbst einige Male gechartert (Ostsee, Mittelmeer) und „nebenbei“ auf ein eigenes Boot gespart“.
Auf der Messe in Düsseldorf im Januar 2014 war es dann soweit. Dort schauten sie sich verschiedene Boote an. Sahen auch die auch die Allures 39.9 - und nach einem Werftbesuch in Cherbourg bestellten sie ihr Schiff, im Frühjahr 2015 holten sie ihre „Samai“ dort ab. Michael Gramse erinnert sich: „Nach einem Familientörn zu den Kanalinseln habe ich sie dann alleine nach Deutschland gebracht. Bis 2019 lag sie in Kühlungsborn. Einerseits mussten wir das Boot erstmal abbezahlen und fertig ausrüsten, andererseits aber auch gut kennenlernen. Der Termin für das „Leinen los“ war ja ohnehin durch das Dienstzeitende meiner Frau im Sommer 2019 fixiert“.
In die Allures 39.9 hatten sie sich auf der Messe verguckt. Aber warum noch haben sie sich für dieses Schiff entschieden? Michael Gramse: „Ich wollte ein Aluminiumschiff. Wenn ich auf dem Ozean etwas treffe, dann ist mir eine Beule lieber als ein Loch. Gerade mit Familie steht die Sicherheit an erster Stelle. Bei Aluminiumschiffen ist die Auswahl aber nicht sehr groß. Zumindest dann, wenn Geld durchaus eine Rolle spielt! Natürlich ist ein Schiff immer ein Kompromiss, aber auf diesen hier konnten wir uns sehr gut einlassen. Ein bisschen größer wäre vielleicht nett, war aber außerhalb unseres Budgets. Die 39.9 konnten wir finanziell noch stemmen. Außerdem wollen wir das Boot behalten, also später im Alter auch ohne Kinder mit kleiner Zwei-Personen-Crew segeln… und dafür ist die Größe perfekt!“
Hinzu kommen die Vielseitigkeit durch den variablen Tiefgang, gutmütige Seeeigenschaften und die solide Bauweise. Tatsächlich ein Schiff fürs Leben. Aber auch für die besonderen Abenteuer, wie Familie Gramse es bereits gezeigt hat: Einer der Höhepunkte ihres noch andauernden Törns um die Welt war ihr Abstecher in die Antarktis. „Natürlich steht bei der ganzen Familie die Antarktis an erster Stelle der Liste“, sagt Michael Gramse. „Das war einfach eine unglaubliche Erfahrung. Ansonsten gibt es unterschiedliche Ansichten. Unser Sohn Samuel denkt am liebsten an Sal in den Kap Verden zurück. Für unsere Tochter Maila war Rio de Janeiro, insbesondere der Zuckerhut ein besonderes Erlebnis. Auch meine Frau denkt gerne an Brasilien zurück. Dieses Land hat uns alle überrascht. Im Grunde hatten wir keine richtige Vorstellung, was uns dort erwarten würde, abgesehen von den Bedenken meiner Frau in Sachen Kriminalität. Umso mehr waren wir von den Menschen dort begeistert. Wir durften eine unglaubliche Freundlichkeit, ja Herzlichkeit erleben, die einen normalsterblichen Europäer förmlich umhauen kann. Allerdings hatten wir hier auch seglerisch einige unserer größten Herausforderungen, sei es nun ein *** Hafen oder Gewittersegeln“.
Die gesamte bisherige Reise ist auf dem Blog der Familie sehr schön und gut nachvollziehbar dargestellt. Hier nur die wichtigsten Stationen der bisherigen Reise: Isles of Scilly, Potugal bis Lissabon, Kanarische Inseln, Kap Verde, Brasilien mit Rio de Janeiro, Uruguay, Argentinien von Buenos Aires bis Ushuaia, einmonatiger Familienausflug in die Antarktis, 3 Monate Patagonische Kanäle im Südwinter.
Die Lektüre des Blogs ist wirklich empfehlenswert, um mehr über diese außergewöhnliche Familie und deren große Reise zu erfahren.
Und auch hier an dieser Stelle werden wir bald wieder berichten.
Fotos: mit freundlicher Genehmigung der Familie Gramse