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Wintersegeln

Segeln im Winter - und warum nicht mal zum Weihnachtsmarkt. Findet jedenfalls Detlef Jens

Das Boot liegt sicher im Hafen. Schnee liegt hier und da an Deck herum, das kleingesägte Holz brennt fröhlich knisternd im Kaminofen, der Schornstein raucht also und unter Deck ist es mollig warm. Gemütlicher wird es nicht. Jedenfalls im Hafen. Ganz gleich, ob Boote nun angeblich dafür gebaut werden oder auch nicht.

Ich segele auch ganz gerne im Winter. Gut, viele andere SeglerInnen werden das vermutlich auch tun. In der Karibik, zum Beispiel. Oder anderswo in den Tropen. Oder, sollte es einem dort dann doch zu heiß sein, zumindest im europäischen Süden; ich habe auch schon mal einen oder zwei angenehme und sehr milde Winter als Liveaboard in der Algarve verbracht, und wir waren Sylvester segeln und sind ein Jahr später, am nächsten Tag also, schwimmen gegangen im überraschend warmen Meer vor den manchmal einsamen Sandstränden zwischen den gelben Felsen an der Küste bei Lagos.

Aber das meine ich hier jetzt nicht. Ich meine den Winter im Norden. Ja, dort wo es dunkel ist und kalt und wo die Menschen dick vermummelt über die Weihnachtsmärkte bummeln und dabei heißen Glühwein trinken, damit die Füße nicht zu sehr frieren.

Das kann man auch an Bord haben, sogar den Weihnachtsmarkt, jedenfalls in klein. Ich habe einen wunderbaren, mit weißem Kunstschnee bestäubten, immergrünen Plastik-Tannenbaum von etwa 30 Zentimeter Höhe. Für den weihnachtlichen Bordgebrauch. Dazu, eigenhändig aus Zakynthos importiert, einen griechischen Weihnachtsesel mit Glocke, auch im Miniaturformat, schließlich noch einen goldenen Schlitten von drei Zentimetern – keine Ahnung, warum und wann der vom Himmel gefallen ist, aber es muss passiert sein. Jedenfalls war er dann an Bord und, zusammen mit dem Glühwein, lässt sich damit eine formidable Weihnachtsstimmung unter Deck herbeizaubern.

Man kann die Weihnachtsmärkte aber auch in groß und in echt haben, wenn man nämlich hinsegelt. Vor allem nach Dänemark, nach Aarø oder Svendborg zum Beispiel. Hier, und fast überall, gibt es hyggelige Julemärkte. Auf eigenem Kiel angesteuert, sind sie nochmal so schön, wie ohnehin schon. 

Gut, zuweilen frieren die Schoten auf den Winschen fest, so dass man sie, rechtzeitig vor der nächsten Wende, mit dick behandschuhten Fingern gewaltsam lösen muss. Hauptsache, unter Deck ist es warm und der Kessel mit dem heißen Wasser für den Grog oder eben der Topf mit dem Glühwein bleiben heiß und auf dem Herd.

Und dann das wunderbare Ankommen im nächsten Hafen. Kein Sonnenbrand. Kein Stress mit Liegeplätzen, selbst in der „dänischen Südsee“ nicht. Keine Havnepenge! Jetzt haben wir den kompletten Hafen für uns. Und dann die Stimmung, abends, nachts. Stilles, schwarzes Wasser. Kein Mensch, dafür umso mehr Tierleben. Vögel, vor allem, trotzdem es ja Winter ist. Und eine unglaubliche Ruhe über allem. Klare Luft.

Das ist doch das Paradies, oder? Nach Stunden unterwegs, durchgefroren aber glücklich festgemacht (also nicht viel anders, als im durchschnittlichen Ostsee-Sommer), doch jetzt mit festlichem Kerzenschein in der wohlig beheizten, warmen Kajüte – während draußen die ersten Schneeflocken romantisch in der Dunkelheit an Deck fallen.

Also, mein Schiff wird nicht in den Winterschlaf geschickt. Im August war es kurz an Land, bei der Gelegenheit habe ich auch gleich das Unterwasserschiff gereinigt und mit einer neuen Schicht Farbe versehen und nun ist es wieder für mindestens ein Jahr lang gut. Im letzten Jahr zum Beispiel haben wir einen wunderschönen Adventstörn gesegelt, am 4. Advent, nur eben von Flensburg nach Sonderburg und wieder zurück, aber das reicht im Winter ja auch. Das Schiff war natürlich beheizt und auf dem Herd stand der Grog und den Hafen, der im Sommer ja so oft überfüllt ist, war total verwaist: Kein anderes Schiff weit und breit. Sogar die Eingeborenen zeigten sich interessiert, blieben auf der Pier bei unserem Schiff stehen und erkundigten sich freundlich, wo wir denn um diese Jahreszeit noch herkämen. Auch das passiert einem im Sommer, garantiert, nicht.

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